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Mögliche Szenarien

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Beitrag  Trigon Mi Nov 23, 2016 1:09 am

Dark Horizon

Prolog

Der typische Nebel von Lyndeen zog vom Strom herauf und wirbelte träge um die Backsteinbauten. Die Werften für die Panzerschiffe Ihrer Majestät konnten man nur anhand des Lichtes der Bogenlampen erkennen.
Mürrisch beobachtete Moriarty die Leute auf der Straße, während sie vorbeifuhr. Das Kopfsteinpflaster glänzte nass wie die höckerige Haut eines riesigen Reptils. Es war kalt und aus den Gullies dampfte es... Wenn der Chef sie um diese Uhrzeit einbestellte, hieß das, es ging um was Diplomatisches, um eine Geschichte mit echt gefährlichen Personen - oder darum, eine solche Person verschwinden zu lassen.
Der Napier hielt vor der Treppe des Ministeriums. Moriarty hielt sich nicht lange mit den Leuten der Pförtnerei auf. Sie ging resolut hinein und begab sich durch das opulente Treppenhaus in den vierten Stock wo M sen Büro hatte.
M war ihr Boss.
Wofür der Buchstabe M stand, war seit jeher Gegenstand wildester Spekulationen. Und alle kamen sie zu demselben Ergebnis - sie wussten es nicht. M war ein in Würde ergrauter Gentleman Ende fünfzig. Und als Moriarty sein Büro betrat stellte sie fest, daß er Besuch hatte. Ein kleines knittriges Männchen mit Bowler und grauem Anzug - der offenbar schon recht lange seinen Dienst versah. Den Händen nach zu urteilen ein Akademiker. Wer so aussah und solche schwielenfreien Hände hatte, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Denken.
"Moriarty ist... eine Frau?"
Gut - mit dem Denken hapert es wohl dann doch ab und zu. Moriarty sieht den Mann weiterhin misstrauisch an und hängt ihren Mantel an die Garderobe,  Und sie bemerkt, daß der Mann die Borchardt bemerkt, die mit ihren Zusatzmagazinen in ihrem Schulterhalfter klemmt. Klemmen ist das richtige Wort, denn die lange, schlanke Waffe hat so gar nichts mit den typischen Revolvern gemein, die das Allgemeinbild der Kurzwaffen stellen. Aber der Halbautomatik gehört die Zukunft, das steht fest. Wenn eine Frau wie Moriarty eine solche Waffe unbemerkt tragen kann... Revolver würden `beulen´, wegen der Trommel.
"Nun gut - Agent Moriarty ist immer auf dem aktuellen Stand, was die Regierungen der Länder auf der Pfanne haben, mein Lieber..." erklärte M seinem Gast.
"Dann weiß sie also Bescheid?"
Moriarty´s rechte Braue zuckte hoch.
Sie soll was wissen? Wenn man ihr nun noch sagen würde, was sie denn so alles weiß - wäre sie doch gleich viel schlauer. Doch M kam ihr zuvor: "In Couronne baut man das Eisenbahnnetz aus, um Eisenbahngeschütze dirigieren zu können. Nahe Rommedahl werden unerhört große Luftschiffe gebaut. Man geht davon aus, daß sie Granaten abwerfen können - oder sowas. Zudem experimentiert die Haghendorffer Armee mit gepanzerten Dampfwagen, die auch kleinere Kanonen tragen können. Zudem ist bekannt, daß überall an Tauchschiffen gebaut wird. Und an einer speziellen Tauchschiffwaffe, dem sogenannten Torpedo."
"Nicht zu vergessen, daß man überall an Maschinenwaffen arbeitet." ergänzt Moriarty, während sich M eine Zigarre anzündet. Und der kleine Mann fragt mit einem schrägen Grinsen nach: "Und Sie alle fragen sich gar nicht, was die Konsequenzen eines bewaffneten Konfliktes wären?" 
"Wir wissen, daß es Bündnisabsprachen zwischen einigen Ländern auf dem Kontinent gibt." sah M aus dem Fenster runter auf die Sraße, während dort zwei Droschken vorbeifuhren.
"Ich weiß nicht, wie es mit Ihrem Generalstab aussieht - unserer ist erschreckend altmodisch." erwähnte der Mann beiläufig und zitterte, als er weitersprach: "Die Sache ist die... Die Technologie ist in den letzten Jahrzehnten, wo wir einen lange anhaltenden Frieden genießen durften enorm weit fortgeschritten. Wir haben nun Maschinen, die Maschinen bauen. Wir haben Großindustrie. Und wir haben diejenigen, die diese Industrie leiten und besitzen. Und es mehren sich Anzeichen, daß einige von ihnen darauf hinarbeiten, daß es einen Krieg auf dem Kontinent gibt..."
"By Jove!" staunte M und runzelte die Stirn: "Aber wieso?"
"Wer reich und mächtig ist, will dies auch bleiben - oder optimalerweise ausbauen." erwiderte Moriarty.
"Das ist korrekt. Diese Indivivuen können ihre Rüstungsgüter an den jeweiligen Staat veräußern - und wenn der nicht mehr zahlen kann, macht er eben Schulden - bei einem Rüstungskonzern wie Chane zum Beispiel." erklärte der Mann nickend: "Damit es sich aber für diese Leute auszahlt, müssen es wirklich große Kriege sein..."
Dann hob er den Finger.
"Stellen Sie es sich vor - Millionenheere, ausgerüstet von Maschinen, mit Maschinen - und sie alle werden sterben durch Maschinen. Und durch unfähige Offiziere, deren Strategien und Taktiken der Gegenwart 80 Jahre hinterherhinken. Der nächste Krieg wird ein mechanischer Krieg - eine Gewaltorgie, die auch das Land und die Zivilbevölkerung nicht verschonen wird!"
Das kleine, dürre Männchen rennt zum Fenster und sieht mit starren Augen in den trüben Himmel: "Luftschiffe werden kommen - und Brandbomben abwerfen - Sie werden es sehen! Sie werden Schatten auf die Städte werfen wie fliegende Wale - und dann wird alles brennen..."
Er dreht sich um und sieht die beiden Agenten traurig an: "Kanonen so groß, daß man Kräne braucht um sie zu laden - sie schießen riesige Granaten so weit, daß sie diese Stadt treffen könnten - vom Festland aus!"
Und dann flüstert er: "Und manche dieser Graneten explodieren nicht - sie geben einen Dampf oder sowas ab - der krank macht, oder einen umbringt! Es wird aussehen wie der Nebel da draußen - nur gelblich... Um in einem solchen Szenario zu überleben muss man das Glück von sieben Leben aufwenden - da helfen weder Mut noch Geschick! Aber wenn es erst soweit ist - werden wir alle feststellen, daß wir verdammt viel Pech haben werden. Alles, auch die Kolonien - die ganze Welt wird brennen..."

Später saß Moriarty zu Hause. Professor Bruckner aus dem Haghendorff-Imperium wurde unter Personenschutz gestellt - und das Innenministerium im House of Lords berät über erste Maßnahmen und Überlegungen für einen möglichen Präventiveinsatz. Das wird die Zeit sein, wo man sie brauchen wird.

Und Moriarty ist immer bereit.

Egal, wozu.
Trigon
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